Kinderpsychotherapie, ein neuer Ansatz
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Kinderpsychotherapie: Wer gehört hier therapiert?

Erfahrungen & Bewertungen zu FreyMuT Academy GmbH

Kinderpsychotherapie nimmt einen nie gehabten Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Die Therapieplätze sind knapp, während die Nachfrage rasant steigt. Denn die Kinder und auch ihre Eltern leiden. Unter Verhaltensauffälligkeiten, Ängsten und Depressionen. Mittlerweile nehmen jedes Jahr über eine Million Kinder und Jugendliche eine Psychotherapie in Anspruch und die Wartezeit für eine Behandlung dauert bis zu zwei Jahre.

Und dabei erlauben wir uns zu fragen: Wer gehört hier eigentlich therapiert? Sind es wirklich die Kinder oder vielleicht die Erwachsenen, die sie begleiten und  ihr Umfeld gestalten? Satteln wir das Pferd nicht von hinten auf, wenn Kinder immer wieder zur “Reparatur” gebracht werden, anstatt den Menschen zu helfen und aufzuklären, die für ihre Entwicklung verantwortlich sind?  In diesem Artikel gehen wir dieser Frage auf den Grund. Wir zeigen, warum eine neue Perspektive und die gesamtgesellschaftliche Begegnung mit unseren Traumata unerlässlich ist.

Kinderpsychotherapie heute 

Ja, die psychische Gesundheit von Kindern gewinnt an Bedeutung. Nimmt Platz ein im Bewusstsein der Gesellschaft. Doch Gewinner gibt es dabei  keine. Im Gegenteil: Der 7-jährige Lukas entwickelt Angstzustände, seitdem er in der Schule gemobbt wurde. Seine Eltern sind ratlos und suchen nach Hilfe. Der 5-jährige Max wäscht sich zwanghaft alle 20 Minuten die Hände – “Weil Oma sonst stirbt.”  Die 16-jährige Anna beamt sich mit Drogen weg. Sie hat bereits als Ungeborenes so viel Gewalt erlebt, dass sie Drogen nehmen muss, um überhaupt fühlen zu können. Solche Geschichten sind keine Einzelfälle. Die Pandemie hat die psychische Gesundheit von Kindern zusätzlich belastet. Sie hat Missstände in unserem System schonungslos offengelegt. Doch schon 2019 kämpfte jedes vierte Kind in Deutschland mit psychischen Problemen. Die Häufigkeit von Angstzuständen, verschiedensten Verhaltensstörungen als Traumafolge und Depressionen sind weiterhin sprunghaft angestiegen. Aber ist die Lösung eine Kinderpsychotherapie für die Betroffenen? Oder sollte das Umfeld, in dem das Kind, der Jugendliche lebt, nicht ebenso miteinbezogen werden?

“Kinder entwickeln Störungen, wenn wir sie in ihrer Entwicklung stören !” – Gunda Frey

Die Zunahme an psychischen Störungen bei Kindern hat viele Ursachen: Stress in der Schule, Mobbing, familiäre Probleme oder traumatische Erlebnisse können zu ernsten psychischen Belastungen führen. Das Aufwachsen in einer von disruptiven Technologien geprägten Informationsgesellschaft kommt erschwerend hinzu. Eine Kinderpsychotherapie kann hier Abhilfe schaffen, jedoch nicht, ohne das Umfeld des Kindes mit einzubeziehen. Denn nur wenn das Umfeld stabil ist, kann auch das Kind gesund wachsen und sich entwickeln.

Warum Kinder nicht “repariert” werden müssen: Ein neuer Ansatz zur ganzheitlichen Entwicklung

Traditionelle Ansätze der Kinderpsychotherapie fokussieren oft nur auf das Kind. Dabei wird übersehen, dass das Verhalten und die Emotionen des Kindes stark von seinem Umfeld beeinflusst werden. Wir brauchen einen neuen Ansatz, um eine ganzheitliche Entwicklung zu fördern und Trauma zu begegnen. Kinder müssen nicht “repariert” werden, sie brauchen Unterstützung, eine wohlwollende Haltung durch ihr Gegenüber und ein stabiles Umfeld.

Kinder sind das Spiegelbild ihrer Umgebung. Wenn sie Verhaltensauffälligkeiten zeigen, ist es wichtig, das gesamte Umfeld zu betrachten. Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen  spielen eine entscheidende Rolle im Leben des Kindes, denn sie geben lebensnotwendige Orientierung und erfüllen ihr Grundbedürfnis nach Bindung. Nur durch ihre Unterstützung und Veränderung können sie wesentlich zur Verbesserung der psychischen Gesundheit des Kindes beitragen.

Eltern waren auch mal Kinder

Eltern sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen im Leben eines Kindes. Ihre Reaktionen, ihr Verhalten und ihre Einstellungen haben einen unmittelbaren Einfluss auf die emotionale und psychische Entwicklung des Kindes. Dies bereits in der ersten Sekunde ab der Geburt. Eltern sollten daher aktiv in die Therapie einbezogen werden und lernen, wie sie ein unterstützendes Umfeld in der Familie schaffen können. 

Oftmals reagieren Eltern auf die Not oder das herausfordernde Verhalten ihres Kindes und versuchen, das Problem schnell zu „lösen“. Allerdings kann eine unbewusste Reaktion aus Stress oder mangelndem Selbstbewusstsein die Situation unbeabsichtigt verschlimmern. Eltern brauchen Raum und Zeit zur Selbstreflexion, um zu verstehen, wie sich ihre eigene Erziehung und Kindheitserfahrungen auf die Beziehung zu ihren Kindern auswirken. Erst wenn sie es sich erlauben, Selbstmitgefühl aufzubauen und ihren eigenen Stress, ihr Trauma zu bewältigen, können sie von einem ruhigen, einfühlsamen Ort aus Eltern werden. 

 

Bevor sich Eltern hilfesuchend an Pädagogen oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten wenden, ist also ein Blick in den Spiegel gefragt. Sobald sie selbst Hilfe annehmen und sich bewusst machen, welchen tiefgreifenden Einfluss  ihre eigene emotionale Instabilität auf das Wohlbefinden ihres Kindes haben kann, ändert sich alles. Und Kinderpsychotherapie wird bestenfalls überflüssig.

 

Unsere Schulen – wenn Fische klettern sollen

Unsere Schulen sollten mehr sein als nur Lernorte. Sie sollten sichere Häfen für Kinder sein, wo nicht nur der Satz des Pythagoras gebüffelt wird, sondern genügend Raum für grundlegende Bedürfnisse und Wertschätzung ist. Nur so und wirklich nur so kann sich unser Nachwuchs frei entfalten, soziale Bindungen knüpfen und gesund entwickeln. Doch leider macht uns das gegenwärtige Bildungsmodell hier einen Strich durch die Rechnung.

Der Fokus im Schulsystem liegt auf Pisa und Konformität – alle sollen alles können. Die individuelle Entfaltung und die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler kommen viel zu kurz. Lehrkräfte und Schulpersonal könnten einen enormen Beitrag leisten, indem sie sensibel und mit modernem Traumawissen ausgestattet auf ihre Schützlinge einwirken. Sie sind oft die ersten, die Veränderungen im Verhalten oder in der Stimmung eines Kindes bemerken und angemessen darauf reagieren können. Eine gut geschulte pädagogische Kraft kann einen entscheidenden Unterschied im Leben eines traumatisierten Kindes bewirken, das mit inneren Herausforderungen kämpft. 

Wir brauchen Schulen als Orientierung gebende Orte. Orte, die die natürliche Neugier und Motivation der Schülerinnen und Schüler zum Lernen fördern. Durch Reformen wie kleinere Klassen, ausgebildete Berater und kreativ gestaltete Lernmethoden müssen positive Lernumgebungen geschaffen werden, die es den Schülern ermöglichen, ihre Potenziale zu entfalten. Kinder wollen wachsen. Es ist an der Zeit,  Kinder zu unterstützen und nicht zu bremsen, um ihr Wohlergehen und ihren zukünftigen Erfolg zu fördern.

Machen wir uns nichts vor: Bis ein echtes Umdenken in den Tiefen des  Bildungssystems stattgefunden hat, wird es noch dauern. So lange sind es die engagierten Lehrkräfte, die über den Lehrplan hinaus mithelfen, eine gesunde und harmonische Gesellschaft von morgen aufzubauen. Jeder Lehrer und jede Lehrerin, die bereit ist, sich ihren eigenen seelischen Wunden zu widmen und die Verantwortung für eine traumasensible Begleitung zu übernehmen, ist ein Jackpot für unsere Kinder.

Therapeutische Praxis: “Einmal reparieren bitte!”

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten spielen eine tragende Rolle, wenn Kinder wegen seelischer Probleme Unterstützung benötigen. Oft werden sie als erste Anlaufstelle für hilflose, ängstliche und überforderte Kinder mit geringem Selbstwertgefühl aufgesucht. Keine leichte Aufgabe. Diese Kinder zeigen auffälliges Verhalten, wie Schreien, Schlagen oder Rückzug, als Ausdruck ihrer tief sitzenden Probleme.

Modernes Trauma- und Methodenwissen, wie es zum Beispiel in der Traumatherapie-Fortbildung der Freymut Academy vermittelt wird, hat sich in der Breite noch nicht vollständig durchgesetzt. Was passiert jedoch, wenn Therapeutinnen und Therapeuten ohne spezialisierte Trauma-Ausbildung arbeiten? Wenn sie selbst noch nicht die Möglichkeit hatten, ihre eigenen Traumata vollständig aufzuarbeiten?

Dies könnte dazu führen, dass:

  • Sie unbeabsichtigt ihre eigenen Emotionen auf ihre Patienten übertragen, was es schwieriger macht, eine professionelle Distanz zu wahren und angemessen auf die Bedürfnisse der traumatisierten Kinder und Jugendlichen einzugehen.
  • Bestimmte traumatische Themen oder Emotionen bei den Patienten umgangen werden, aus Angst vor Re-Traumatisierung, wodurch wichtige Aspekte der Traumatherapie möglicherweise vernachlässigt werden und die Behandlung weniger effektiv wird.
  • Es ihnen schwerfällt, sich vollständig in die Gefühlslage und Perspektive ihrer Patienten hineinzuversetzen, was die therapeutische Beziehung beeinträchtigen kann.
  • Sie sich unbewusst von Eltern missbrauchen lassen,  die ihre ungelösten Konflikte auf ihre Kinder übertragen. Dann werden Kinder zur Therapie geschickt, obwohl die zugrunde liegenden Probleme eigentlich bei den Eltern liegen.

Therapeuten, die ihre eigenen traumatischen Erfahrungen nicht ausreichend reflektiert haben, riskieren zudem ihre psychische Gesundheit. Selbstfürsorge im Sinne von Trauma-Bewusstsein ist entscheidend, um Burnout und Überlastung zu verhindern.

Außerdem ist es wichtig, das familiäre und soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen aktiv in die Therapie einzubeziehen. Wenn sich das Umfeld nicht verändert, kehrt ein Kind nach der Therapie unter Umständen in eine belastende Umgebung zurück, was den Fortschritt gefährden könnte.

Die psychische Krise, mit der Kinder und Jugendliche konfrontiert sind, betrifft alle und muss auf allen Ebenen der Gesellschaft angegangen werden. Nur wenn Eltern, Schulen und Therapeuten vertrauensvoll zusammenarbeiten, können wir nachhaltige Verbesserungen erzielen.

 

Alle zusammen für die Kinder.

Es scheint paradox. Wir wissen, dass unsere Kinder ein schwieriges Erbe antreten. Sie sollen die Klimakrise ausbaden, Frieden stiften und das Patriarchat überwinden. Auf der anderen Seite sind wir als Gesellschaft nicht bereit, ihre tiefsten Bedürfnisse anzuerkennen und ihnen dabei zu helfen, störungsfrei und gesund aufzuwachsen. Woher sollen sie die Kraft und das Selbstbewusstsein nehmen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die vor ihnen liegen?

Kein Mensch kommt als Diktator zur Welt

“Mal angenommen, Putin hätte eine glückliche Kindheit gehabt. Hätten wir dann einen Krieg weniger?” Mit dieser Frage eröffnet die Gründerin unserer Academy, Gunda Frey, ihren aufrüttelnden Beitrag auf der Instagram Plattform joinme_de  (Hier geht es zum Beitrag) Rund 161.000 Zuschauer lassen sich von ihren Worten berühren und viele davon geben ein Like. Für die Einsicht, dass Kinder die Verlierer in einer Gesellschaft sind, in der sie etikettiert und nach Leistung beurteilt werden. 

Bockige, ungezogene Kindergartenkinder, Schülerinnen und Schüler, die kaum mehr lenkbar sind, sind das Resultat einer kinderfeindlichen Haltung, unserem verkrusteten Bildungssystem und einer über Generationen hinweg traumatisierten Gesellschaft. 

Der Schlüssel heißt: Traumainfomiert

Sicher können wir diesen Kindern eine Kinderpsychotherapie verschreiben. Wir können aber auch an der Variable arbeiten, die jede und jeder Einzelne von uns beeinflussen kann: an sich selbst. Jeder Erwachsene trägt die Verantwortung, seine eigenen emotionalen Wunden und Traumata zu erkennen und an ihnen zu arbeiten. Dies beginnt mit der Bereitschaft, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Auswirkungen auf das eigene Verhalten und die Beziehungen zu verstehen.

Durch das Bewusstsein und die Heilung eigener Traumata können wir verhindern, dass wir unbewusst negative Muster ungewollt an unsere Kinder weitergeben. Erwachsene, die ihre eigenen seelischen Verletzungen reflektieren und aufarbeiten, sind in der Lage, einfühlsamer, geduldiger und verständnisvoller zu agieren – Eigenschaften, die für eine gesunde Entwicklung von Kindern unerlässlich sind. Der kleine Putin hätte sich in jedem Fall gefreut.

Von der Utopie frei entfalteter Kinder

Stellen wir uns vor, in einer Welt zu leben, in der Erwachsene ihre eigenen Wunden heilen, anstatt sie auf die nächste Generation zu übertragen. In einer solchen Welt könnten unsere Kinder tatsächlich die Stärke und das Selbstbewusstsein entwickeln, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Die Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit und alte, patriarchale Strukturen könnten durch eine neue Generation von Menschen angegangen werden, die in einem Umfeld der Heilung und des Verständnisses aufgewachsen sind.

Deshalb müssen wir alle zusammenarbeiten – für die Kinder. Jeder von uns kann einen Unterschied machen, indem er sich selbst heilt und dadurch eine positivere, unterstützende Umgebung für die nachfolgenden Generationen schafft. Der Weg dorthin mag nicht einfach sein, doch er ist notwendig, wenn wir eine gesündere, friedlichere und gerechtere Welt schaffen wollen. Die Zukunft unserer Kinder hängt davon ab, dass wir heute Verantwortung übernehmen und anfangen, bei uns selbst hinzuschauen.

Fazit

Wir haben den Artikel mit der Frage begonnen “wer hier eigentlich therapiert gehört”. Das war zugegebenermaßen eine rhetorische Frage, denn sie muss immer und auf jeden Fall individuell beantwortet werden. Jedes Kind hat ein Recht auf therapeutische Hilfe, wenn es sie benötigt. Wir wollen mit dieser Frage aufrütteln und Bewusstsein schaffen. Dafür, dass Kinderpsychotherapie nicht nur die Therapie des Kindes ist, sondern auch die Therapie des Umfelds, in dem das Kind lebt. 

Eltern, Erzieher, Pädagoginnen, Familienhelfer, Jugendsozialarbeiter, Coaches und Therapeutinnen müssen an einem Strang ziehen, um eine gesunde und unterstützende Umgebung zu schaffen. Für die Kinder und für sich selbst. Nur durch kollektives Verständnis und Achtsamkeit können wir die psychische Gesundheit unserer Kinder nachhaltig verbessern und eine lebenswerte Zukunft für alle schaffen.

Gundas Join_me auf Instagram beweist, wie viele Menschen von dieser Idee berührt und inspiriert sind. Diese Likes stehen für das kollektive Erwachen und die Bereitschaft, einen neuen Weg einzuschlagen. Doch das Liken eines Beitrags ist nur der erste Schritt. Um wirklich etwas zu verändern, müssen wir uns aktiv mit dem Thema Trauma auseinandersetzen. Wir dürfen lernen, wie wir als Erwachsene unsere eigenen Wunden heilen können.

Hier sind einige Möglichkeiten, um diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen:

  • Das Trauma Empowerment vom 10.bis 14.Juni 2024. Dieses kostenfreie Angebot ist eine wertvolle Chance, dein Leben radikal in Richtung Leichtigkeit zu drehen und dich umfassend über Trauma und seine Auswirkungen zu informieren.  Inklusive Bewältigungsstrategien und Wissen für die Praxis.
  • Unser Online-Kurs SELF startet im Juli und richtet sich an alle, die das System von Grund auf verändern wollen – Eltern, pädagogische und therapeutische Fachkräfte, Coaches und alle, die Kinder in irgendeiner Form begleiten.